Geschichte der ladinischen Schule

Geschichte der ladinischen Schule

An den Schulen in den ladinischen Ortschaften wurde Ladinisch erst nach dem Zweiten Weltkrieg als offizielle Unterrichtssprache anerkannt. Obwohl ein Großteil der Bevölkerung einsprachig ladinisch war, verwendete man bis dahin in den Schulen in Gröden und im Gadertal die deutsche Unterrichtssprache, in jenen des Fassatals, in Buchenstein und Ampezzo wurde hingegen auf Italienisch unterrichtet. Ladinisch wurde nur als Erklärungssprache verwendet und hatte somit keinen offiziellen Status. Besonders unter dem Faschismus und zur Zeit der nationalsozialistischen Besetzung verschärfte sich die Situation und das Ladinische wurde zugunsten des Italienischen bzw. des Deutschen regelrecht aus der Schule gedrängt.
1945 schlug eine Gruppe von Intellektuellen und Entscheidungsträgern des Gadertales ein mehrsprachiges Schulmodell vor, das später als „paritätisch“ bezeichnet wurde. Dieses Schulmodell sah zwar immer noch Italienisch und Deutsch als Hauptsprachen vor, räumte jedoch auch dem Ladinischen einen Anteil ein. In der Folgezeit kam es zu heftigen politischen Diskussionen und zu Protestaktionen seitens der Befürworter einer einsprachigen Schule, bis das Ministerium für den öffentlichen Unterricht 1948 schließlich beschloss, das paritätische Modell in den Volksschulen Grödens und des Gadertals einzuführen. In den nachfolgenden Jahrzehnten galt es, didaktische Materialien und Lehrmittel für das mehrsprachige Unterrichtsmodell zu entwickeln.
Bis zum Inkrafttreten des zweiten Autonomiestatuts (1972) wurde die Schule in den ladinischen Ortschaften vom deutschen Vize-Schulamtsleiter verwaltet, später vom italienischen Schulamtsleiter. 1975 wurde ein eigenes ladinisches Schulamt in Bozen gegründet, in dem sich bis heute pädagogische Dienste und Fachpersonal um die Entwicklung einer speziellen Didaktik und Pädagogik für dieses besondere Bildungssystem kümmern.
Die anfänglichen Zweifel, dass ein dreisprachiges Bildungssystem den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler nicht entgegenkommen würde, sind inzwischen gewichen. Mittlerweile erfährt die ladinische Schule in Südtirol und darüber hinaus breite Zustimmung und Anerkennung; dies nicht zuletzt auch, weil sie ausgezeichnete Ausbildungsergebnisse – vor allem auf dem Gebiet der Mehrsprachigkeit – vorweisen kann. Die ladinische Schule ist und bleibt einer der Hauptpfeiler der ladinischen Sprachminderheit und ihrer Identität.

In der Schule im Fassatal (Provinz Trient) wurde Ladinisch erst in den 1990er Jahren als Pflichtfach eingeführt bzw. einige Fächer, die auf Ladinisch unterrichtet werden. Zudem wurde eine ladinische Schulverwaltung mit eigenen Zuständigkeiten im Tal eingerichtet.
Im ladinischen Gebiet von Souramont, also Livinallongo/Buchenstein, Colle Santa Lucia und Cortina d’Ampezzo, blieben solche Entwicklungen im Schulbereich leider aus. Dank der Zusammenarbeit mit dem Ladinischen Schulamt der Provinz Bozen und der Region Trentino-Südtirol konnte auch in den Grundschulen der Provinz Belluno die eine oder andere Unterrichtsstunde auf Ladinisch angeboten werden.